Herr Kremeyer berichtet aus Bethlehem

beth_schulhofSeit August 2008 unterrichtet Herr Kremeyer in Bethlehem in Palestina. Aus diesem Hotspot der Weltpolitik hat uns Herr Kremeyer einen Bericht über seine Schule geschrieben. Seine Schüler nehmen auch an unserem internationalen COMENIUS Projekt "It's my Life!" teil. Demnächst werden die Mobiles seiner Schüler ausgestellt werden. 

 

Die Evangelisch-Lutherische Schule Beit Sahour ist eine traditionsreiche Schule, die im Jahre 1901 von deutschen Missionaren gegründet wurde.
Die Schule beginnt um 7.30 Uhr mit einer Andacht oder Besinnung. Diese morgendlichen Schulandachten, die in der Kirche auf dem Schulgelände stattfinden, gehen auf die deutschen Missionare zurück. Sie geben die Möglichkeit zur Stille und zum Gebet und sind eine Bereicherung, die von den Schülern dankbar angenommen wird und einen gelebten Glauben unterstützt.

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 Haupteingang der Schule

 Neubau

 


Das Besondere der Schule ist die bewusst vermittelte familiäre Atmosphäre, die jeden herzlich will-kommen heißt. Unter den 480 Schülern sind Protestanten, Katholiken, Syrisch-, Armenisch- und Griechisch-Orthodoxe und jeder Fünfte an der Schule ist ein Moslem. Unsere Schule ist eine der wenigen Privatschulen, an denen koedukatives Unterrichten in Bezug auf Geschlecht und Religion grundsätzliches Prinzip ist.                                                                                                                   
Die Schüler respektieren und befolgen die Schulregeln sehr gut, auch was zum Beispiel das Tragen des Kopftuches betrifft. Muslimische Schüler und Lehrer zeigen Verständnis dafür, dass an einer christlichen Schule kein Kopftuch getragen wird. Unsere Problemlösungsstrategien beruhen auf der Philosophie des Dialogs.
Um zur Schule zu kommen, benutzen die Schüler verschiedene Transportmittel. Einige werden von ihren Eltern gebracht, viele fahren mit dem Schulbus, die meisten jedoch kommen zu Fuß. Die Lage der Schule im Zentrum der Kleinstadt macht es möglich. Beit Sahour mit seinen Hirtenfeldern ist glücklicherweise selbstverwaltet und weitgehend losgelöst von direkter israelischer Besatzung. So müssen sich die Schüler keine Gedanken machen, ob sie ungehindert zur Schule kommen oder ob ein Checkpoint des Militärs ihnen den Weg zur Schule versperrt.
Das heutige Gebäude besteht aus einem älteren und einem neueren Trakt, die in den Jahren 1901 und 1992 errichtet wurden. Daneben gibt es die Kirche, einen Kiosk und einen Verwaltungsbau. Das Schönste an unserer Schule ist, dass es viele Bäume und insgesamt mehr Grün gibt als an anderen Schulen.
Die Evangelisch-Lutherische Schule beherbergt junge Menschen vom Kindergarten bis zum Abitur. In jedem Jahrgang gibt es nur eine Klasse, die durchschnittliche Größe beträgt 32 SchülerInnen. Ein Schultag besteht aus 8 Unterrichtsstunden zwischen 7.50 und 14.00 Uhr,  die von zwei längeren Pausen unterbrochen werden. Die unterrichtsfreien Tage sind Freitag und Sonntag.    
Dem Fremdsprachenunterricht wird an der ELS besondere Bedeutung zugemessen. Der Englisch-unterricht beginnt in der 1. Klasse; die Schüler haben anfangs 7 und später 6 Stunden. Deutsch lernen sie durchgängig 5 Stunden pro Woche von Klasse 3 bis 11.

 

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Die Schule hat viele Sportpreise im Raum Bethlehem gewonnen. Am erfolgreichsten waren die Basketballer und Läufer. Von den 219 erfolgreichen Schulabgängern seit der Einführung des palästinensischen Abiturs „Taw-jihi“ vor 11 Jahren haben 208 ein Studium an einer Universität im In- oder Ausland aufgenommen. Weltoffene Menschen mit einem Bewusstsein für die eigene Tradition sind ein wesentliches Ziel der schulischen Ausbildung an der ELS Beit Sahour. Diese Zielsetzung wird durch Austauschprogram-me und durch Reisen in verschiedene westliche Länder unterstützt. Der Chor und die Dabkeh-Volkstanzgruppe haben mit ihren Auftritten in Deutschland, in der Schweiz und in Finnland schon viel internationale Anerkennung erworben.

Durch Projektreisen, die gemeinsam mit israelischen Schülern durchgeführt werden, sowie durch aktive Schüler- und Elternratsarbeit setzen sich die Schüler mit Friedensbildung und gelebter Demokratie auseinander. Ein aktuelles Projekt an der Schule ist der Aus- und Neubau von Laborräumen für die Naturwissen-schaften, durch die optimierte Lernbedingungen geschaffen werden. Solche sichtbaren Fortschritte an der Schule bewirken das Wichtigste, was die Schule beständig durch ihre Maximen der ganzheit-lichen Ausbildung durch Sport, Musik, Handwerk und bildende Kunst zu erreichen sucht – denn Ausbau und Erneuerung, Erfolg im Sport, Teamgeist, Harmonie und gemeinsames Musizieren so-wie das selbständige Schaffen von Neuem durch Mosaikwerke und Olivenholzarbeiten, Glasrecyc-ling und Malen haben eines gemeinsam: Sie bringen Hoffnung.